höflich

höflich
Hof:
Die Vorgeschichte des altgerm. Wortes mhd., ahd. hof, niederl. hof, aengl. hof, aisl. hof ist nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich gehört es zu der unter hoch dargestellten idg. Wurzel *keu- »biegen«, entweder im Sinne von »Erhebung, Anhöhe«, da sich in alter Zeit der Hof vielfach auf einer Anhöhe befand (beachte norw. hov »Anhöhe; heidnischer Tempel« und die Sippe von Hügel), oder aber im Sinne von »eingehegter Raum«. Im letzteren Falle wäre von einem Bedeutungswandel von »biegen« zu »winden, flechten; Geflecht, Zaun« auszugehen. – In altgerm. Zeit bezeichnete das Wort wahrscheinlich zunächst den eingehegten Raum, der ein oder mehrere Gebäude umgibt, dann auch den von einem Gebäude oder von Gebäudeteilen umschlossenen Raum. Dann ging das Wort auch auf das von einem Hof eingeschlossene Gebäude bzw. den Gebäudekomplex über und entwickelte die Bedeutungen »Haus, Wohnung; Gehöft, Anwesen, Besitztum, Gut«, im Aengl. und Anord. auch die Bedeutung »Tempel«. Die weitere Bedeutungsgeschichte des Wortes im Dt. steht zum Teil unter dem Einfluss von afrz. court, frz. cour, beachte »Hof« im Sinne von »Herrenwohnsitz; Fürstenwohnsitz, Palast, Schloss; der Fürst und die ihn umgebenden Edlen« und die Ableitungen »hofieren, höfisch, höflich, Höfling« und »hübsch«.
Die Bedeutung »Dunstkreis um Mond oder Sonne« ist für »Hof« seit dem 15. Jh. bezeugt. Eine Kollektivbildung zu »Hof« ist Gehöft. – Abl.: hofieren (mhd. hovieren »gesellig sein, sich vergnügen; aufwarten, dienen; ein Ständchen bringen; galant sein, den Hof machen«; das Verb ist von mhd. hof mit roman. Endung abgeleitet); höfisch (mhd. hövesch »hofgemäß, fein, gebildet und gesittet; unterhaltend«; Lehnübersetzung von afrz. corteis, vgl. hübsch); höflich (s. d.); Höfling (mhd. hovelinc). Zus.: Hofnarr (16. Jh.); Hofrat (mhd. hoverāt »die Räte eines Fürsten«; seit dem 16. Jh. auch auf eine einzelne Person übertragen); Hofstaat (15. Jh.).
höflich:
Mhd. hovelich, hoflich »hofgemäß, fein, gebildet und gesittet« ist, wie auch »höfisch« und »hübsch«, von mhd. hof im Sinne von »Fürstenhof, Hofstaat« (vgl. Hof) abgeleitet.

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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  • höflich — ↑galant …   Das große Fremdwörterbuch

  • höflich — Adj std. (12. Jh.), mhd. hovelich der Sitte des Hofes gemäß Stammwort. Ähnlich wie höfisch und hübsch. Dann Bedeutungsausweitung wie in frz. courtois. ✎ Grubmüller, K. FS de Smet (1986), 169 181. deutsch s. Hof …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Höflich (2) — 2. Höflich, er, ste, adj. et adv. nach Art der Hofleute, doch nur in dem Betragen gegen andere. 1) Geneigt, Fertigkeit besitzend, andern in seinem Betragen gegen sie, Achtung zu erweisen, sein Urtheil von ihren Vorzügen thätig zu beweisen, und… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Höflich — 1. Gar zu höflich ist halb bäuerisch (grob). Hollenberg, I, 23; Simrock, 4856. Frz.: Trop de civilité engendre importunité. (Cahier, 387.) 2. Gar zu höflich sein, ist auch ein grobheit. – Petri, II, 324; Henisch, 1749, 16. Und wenn keine Grobheit …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • höflich — zuvorkommend; galant; verbindlich; freundlich * * * höf|lich [ hø:flɪç] <Adj.>: anderen den Umgangsformen gemäß aufmerksam und rücksichtsvoll begegnend: ein höflicher Mensch; ein höfliches Benehmen; jmdn. höflich grüßen. Syn.: ↑ artig… …   Universal-Lexikon

  • höflich — hö̲f·lich Adj; höflich (zu jemandem) von einem Verhalten geprägt, das auf die Gefühle anderer Menschen Rücksicht nimmt und den sozialen Normen entspricht ≈ rücksichtsvoll, zuvorkommend ↔ unhöflich <eine Antwort, ein Benehmen, eine Geste, ein… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Höflich (1) — 1. Höflich, er, ste, adj. et adv. ein nur noch unter den Bergleuten übliches Wort, für gut, mittelmäßig. Eine höfliche Zeche, eine gute Zeche, welche gute Ausbeute gibt. Fragt man den Bergmann, wie es stehe, wie es gehe, so ist die Antwort,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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